Zwingt die EU Google zum Bruch der eigenen Webmaster Richtlinien?

Controls Computer RoomStellen Sie sich vor, Sie blättern in einem Prospekt von BMW. Doch statt einer Karosse aus München lacht Ihnen von Seite ein eine Werbung für ein Fahrzeug von KIA entgegen.

Genau das könnte Google in nächster Zeit blühen, wenn sich die Wettbewerbshüter der EU durchsetzen. Der europäische Quasi-Monopolist Google soll gezwungen werden Angebote seiner Konkurrenten in seinen Suchergebnissen prominent zu platzieren.

Worum geht es hier?

Die Initiative Icomp (Initiative for a Competitive Online Marketplace), hinter der sich die Rivalen unter der Führung von Microsoft versammelt haben, fordert dass Google seine eigenen Angebote (YouTube, Google Maps, Google Shopping) deutlicher in den Suchergebnissen hervorhebt, und gleichzeitig mehr Links zu Mitbewerbern anzeigt.

Kritisiert wird ebenso die Verknüpfung von Google Diensten mit dem hauseigenen Handy-Betriebssystem Android und das Angebot Google Maps. Ein erstes Kartellverfahren in den USA wurde eingestellt, doch die EU sieht dies offenbar anders. Schließlich verfügt Google in Europa über einen Marktanteil von 90 % während dieser in den USA „lediglich“ 66 % beträgt.

Dies passiert vor dem Hintergrund neuer Rekordergebnisse die der Suchmaschinengigant vor kurzem präsentierte. So hat Google seinen Umsatz im ersten Quartal um fast ein Drittel und seinen Gewinn immerhin um fast 16 % im Vergleich zum Vorjahr gesteigert und so seine Vormachtstellung weiter ausgebaut.

Ist das eine einmalige Aktion?

Nein, bereits zu Beginn der 80er Jahre zwang eine Kartellklage der US-Behörden den amerikanischen Telekom Monopolisten AT& T zu einer Aufspaltung des Konzerns in mehrere unabhängige Tochtergesellschaften. Diese Aktion wird von Google Kritikern gerne als Beispiel herangezogen, wenn es darum geht, die schier allumfassende Marktmacht des Konzerns in Europa künstlich einzudämmen.

Microsoft, das nun an der Spitze der Google Kritiker steht, wurde selbst vor Jahren gezwungen, alternative Internetbrowser für seine Betriebssystem zuzulassen. Auch damals wurde mit der dominanten Marktmacht des Softwareherstellers argumentiert und das Verfahren bis zum Ende durchgezogen.

Google will nachgeben

Der Suchmaschienenbetreiber will nun dem Druck der Wettbewerbshüter in der EU nachgeben und seinen Konkurrenten mehr Platz in den Suchergebnissen einräumen. Doch wie passt dies mit den eigenen Richtlinien zusammen. Stehen hier nicht Relevanz, Autorität und Popularität im Vordergrund?

Wenn also Openstreetmaps plötzlich vor Google Maps gereiht sein soll, weil es laut Ansicht von EU-Experten das „bessere Angebot“, aber nicht so verbreitet ist, dann wäre das ein Bruch der Google Webmaster Richtlinien. Gilt dann das was Matt Cutts seit Jahr und Tag in seinen Videos predigt, für Google selbst nicht mehr?

Heisse Diskussionen im Netz

Im Netz wird unter den Usern nun schon darüber diskutiert, ob denn nun VW auch Fiat bewerben müsse. Wird ein erfolgreicher Marktführer für das Unvermögen seiner Gegner bestraft, oder müssen die EU-Behörden darauf achten, dass auch zukünftig freier Wettbewerb herrscht und Monopole verhindern?

Verfechter eines freien Marktes argumentieren, dass es doch wohl nicht sein kann, dass ein erfolgreiches Unternehmen dazu gewzungen wird Werbung für einen Mitbewerber zu machen. Gegner argumentieren mit der marktbeherrschende Stellung von Google, die das Aufkommen von Mitbewerbern verhindere und solche Maßnahmen erzwinge.

Fazit

Google verspürt seine einem Jahr massiven Gegenwind von den Regierungen dieser Welt. Ist der Wunsch der EU, Googles Marktmacht zu brachen legitim oder handelt es sich um einen Eingriff in den ach so heiligen freien Markt? Was meint Ihr? Wir freuen uns über rege Diskussionen.

About the Author: Hendrik Henze

Hendrik liebt alles was mit Systematisierung und Automation zu tun hat. Er ist Inhaber einer Online-Marketing Agentur sowie eines Software-Unternehmens. In seiner Freizeit ist er passionierter Vater von zwei Jungs.

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